Die Familientherapie ist eine Form von
Psychotherapie, die in der Interaktion von Angehörigen ansetzt und eine
Veränderung der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen diesen anstrebt.
Durch diese Veränderungen sollen psychische Störungen bei einem oder
mehreren Familienmitgliedern behoben bzw. gelindert werden.
Ihren Ursprung hat die
Familientherapie in der psychotherapeutischen Behandlung von Kindern.
Besserungen und Erfolge in der Therapie erwiesen sich hier oft als
begrenzt und meist nicht von Dauer. Zudem beobachtete man, dass, wenn es
dem zuvor psychisch belasteten Kind besser ging, plötzlich Veränderungen
im Beziehungsgefüge der gesamten Familie vor sich gingen und dass sich
teilweise das Befinden anderer Familienmitglieder verschlechterte.
Die Familientherapie
erweiterte das individualistische Menschenbild der klassischen
Psychopathologie. Sie geht davon aus, dass der Mensch in einem sozialen
Gefüge lebt, der Familie.
Die Familie wird als "System" betrachtet, die
einzelnen Familienmitglieder sind Teile dieses Systems. Zwischen diesen
Teilen wirken Systemkräfte, die das Verhalten und Erleben der einzelnen
Systemmitglieder beeinflussen. Symptome und Erkrankungen eines
Familienmitgliedes werden in der Familientherapie als Ausdruck gestörter
zwischenmenschlicher Beziehungen angesehen. Der "Kranke" in der Familie
ist der "Symptomträger", er nimmt das Symptom für die Familie
stellvertretend auf sich und hält das System Familie damit im
Gleichgewicht.
Paul Watzlawick; ein Pionier der systemischen Familientherapie
Dies sei an einem stark
vereinfachten Beispiel erläutert: Ein Kind erlebt sich häufig streitende
Eltern. Es entwickelt auffallendes Verhalten (z.B. Schulschwierigkeiten).
Die Eltern erhalten dadurch die gemeinsame Aufgabe, die Schwierigkeiten
des Kindes zu bewältigen, sie streiten sich weniger über ihre Beziehung
(jetzt zumeist mehr wegen des Kindes). Geht die Störung des Kindes zurück,
fehlt das gemeinsame bindende Glied zwischen den Eltern, die Eltern
streiten wieder. Die Symptome des Kindes treten wieder auf, die Familie
stabilisiert sich wieder.
Unausgesprochene Konflikte in der Familie machen jeden zu des anderen "Nervensäge"
Die Familientherapie bietet
die Möglichkeit, solch gegenseitige familiäre Verstrickungen transparent
zu machen und Veränderungen in den oft eingeschliffenen Beziehungsmustern
zu initiieren.
Besonders intensiv und effektiv wirkt die Familientherapie im Rahmen der teilstationären Behandlung eines Kindes, wie sie von der Tagesklinik Pionierstrasse in Köln-Riehl angeboten wird.
Eine andere, innovative Methode ist die gleichzeitige Behandlung eines Elternteils mit dem Kind im Rahmen der Eltern-Kind-Station der Uni Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Köln.
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